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   Geleitwort von OStR Heiner Becker - Städtisches Gymnasium Gütersloh

 

Am 23. 12. 2006 betitelte Oliver Herold in der „Neuen Westfälischen“ einen Kom­mentar mit den Worten Schöne Bescherung. Gemeint war das Ergebnis langjähriger Vernachlässigung der Förderung und Qualifizierung von jungen und auch älteren Menschen im Bereich der Naturwissenschaften. Mit Recht wies er auf die Fehler der Wirtschaft, der Politik und der Schulen hin, die es versäumt  hätten, rechtzeitig und vorausschauend die Ausbildung für die Fächer Mathematik, Chemie, Physik und Ma­schinenbau attraktiv zu machen.

Folge ist, daß in den Branchen Maschinenbau, Pharmazie, Medizin- und Elektro­technik – laut DIHK – 20 Prozent der offenen Stellen nicht besetzt werden können. So produzieren viele Industriezweige aus diesem Grund weniger als sie wollen und weniger als möglich wäre.

An den weiterführenden Schulen finden sich in diesen Fächern veralterte Lehrpläne sowie überfüllte Klassen, die einer möglichen Begeisterung für die naturwissen­schaftlichen Fächer entgegenstehen, und für die Universitäten kann man vermuten, daß auch dort mangelhafte Studieninhalte, überlange Studienzeiten oder Verschu­lung des Studiums und – nicht zu vernachlässigen – hohe Studiengebühren junge Menschen abschrecken.

In dieser Situation hat – Gott sei Dank – das Schulministerium in seinem neuen Schulgesetz deutlich den Gedanken der Förderung der für die Weiterentwicklung un­serer Gesellschaft so wichtigen Fächer zu seinem Anliegen gemacht:

Jeder Abiturient muss über soviel Allgemeinbildung verfügen, dass er den An­sprüchen eines Studiums gewachsen ist. Und unsere besonders begabten Kinder müssen so gut in der Schule gefördert werden, dass sie später zu Spitzenleistungen im internationalen Maßstab fähig sein werden.

Dies glaubt das Schulministerium u.a. durch eine Reform der Oberstufe an den Gymnasien realisieren zu können. In dem Schulgesetz heißt es dazu:
                                                           
Die gymnasiale Oberstufe wird grundlegend reformiert, um ihre allgemein bildende Funktion zu stärken und die Studierfähigkeit der Abiturientinnen und Abiturienten zu verbessern (§§ 16, 18). Künftig wird es das bisherige System der Grund- und Leistungskurse mit seiner Überspezialisierung nicht mehr ge­ben. In der Qualifikationsphase werden verbindliche und wählbare Fächer dem sprachlich-literarisch-künstlerischen, dem gesellschaftswissenschaftlichen und dem mathematisch-naturwissenschaftlich-technischen Aufgabenfeld zugeord­net werden. Der Unterricht in diesen Aufgabenfeldern sowie in den Fächern Re­ligionslehre und Sport soll eine gemeinsame Grundbildung in angemessenem Umfang sicherstellen und eine vertiefte Bildung in individuellen Schwerpunktbe­reichen gewährleisten. Die für die Studierfähigkeit grundlegenden Kernfächer Deutsch, Mathematik und eine fortgeführte Fremdsprache werden generell mit vier Wochenstunden auf einem erhöhten Anforderungsniveau unterrichtet und im Abitur geprüft werden. Die angesprochene individuelle Schwerpunktsetzung erfolgt über die Wahl eines ebenfalls vierstündig unterrichteten "Profilfaches" (eine Fremdsprache oder eine Naturwissenschaft) sowie eines "Neigungs-faches" (sonstige Fächer). Eines dieser Fächer ist das vierte schriftliche Prü­fungsfach. Aus dem verbleibenden Fächerkanon ist ein fünftes mündliches Prü­fungsfach zu bestimmen. Nach Entscheidung der Schülerinnen und Schüler werden gemäß dem Entwurf der Oberstufenvereinbarung der KMK drei der vierstündig unterrichteten Fächer mit erhöhtem Anforderungsniveau doppelt ge­wertet werden.

Zwischen  Anspruch und Wirklichkeit klaffen aber  - wie so oft – Welten. Kaum eine Schule ist in der Lage, die hochgesteckten Ziele mit dem geringen Personal bewerk­stelligen zu können. Auch die Ausstattung vieler Schulen mit Sachmitteln reicht dafür nicht aus. Die innerschulischen Fördermaßnahmen  können daher nur greifen, wenn auch außerschulische Angebote als komplementäre Verbreiterung und Vertiefung der im naturwissenschaftlichen Unterricht erarbeiteten Fragen und Probleme her­angezogen werden.

Dies wird traditionell in den Nachhilfeeinrichtungen, die über das Land verstreut sind, schon lange angeboten. Allerdings sind die Angebote in den Naturwissenschaften meist darauf beschränkt, den im Unterricht behandelten Stoff nachzuarbeiten. Dabei lautet die Devise: „Fit machen für die Klausur“. Mit dem Ziel, junge Menschen für die Naturwissenschaften zu begeistern, hat dieser Ansatz allerdings nichts zu tun.

Diese Lücke scheint aber nun das Institut Quantensprung von Herrn UD Dr. Thomas Krüger zu schließen. Er will in seiner Einrichtung über die Vermittlung von Fach­wissen hinaus die Schülerinnen und Schüler für die Naturwissenschaften einnehmen, und gerade darin liegt die Chance, dem Erreichen der hehren Ziele des Schulge­setzes näher zu kommen. Mittelfristig sehe ich sogar die Möglichkeit, daß sein In­stitut eine Scharnierfunktion zwischen den Gymnasien und den Universitäten über­nehmen könnte, indem naturwissenschaftlich Interessierten eine spezifische Studien­beratung und -hinführung angeboten wird.